Gerd Kerkemeier gibt Chorleitung nach 48 Jahren ab

Rückzug im Jahr der Jubiläen

Von Martina Middeke

HEIDEN. 1950 in Recklinghausen geboren, studierte Kerkemeier an der Bischöflichen Kirchlichen Musikschule in Münster. Bereits als 18-Jähriger hatte er eine Anstellung als Organist und Chorleiter in Recklinghausen, arbeitete danach als Kirchenmusiker in Dormagen.

In der Gaststätte seiner Schwiegereltern in Gelsenkirchen führte Kerkemeier zu der Zeit ein lebensveränderndes Thekengespräch. Im Familienkreis sagte er, dass er als Chorleiter und seine Frau gerne wieder in die Nähe des Ruhrgebiets ziehen wollten. Ein Mitglied des Polsumer Männerchores hörte das und die Information sprach sich rasch bis in das Umfeld des Pfarrcäcilienchors rum.

„Irgendwann stand ein Herr Terhorst vor unserer Tür in Dormagen“, erinnert sich Kerkemeier. „Wir hatten weder Führerschein noch Auto. Dieser Mann brachte uns nach Heiden und auch wieder zurück. Und so habe ich am 1. September als Küster, Organist und Chorleiter in Heiden angefangen“, erzählte Kerkemeier, der inzwischen in Heiden lebt.

Der Chor hatte gerade sein 50-jähriges Bestehen gefeiert und seinen Leiter verloren. Das habe einige Chormitglieder bewegt, aufzuhören, berichtet Kerkemeier im Gespräch. „Der Chor hatte nur noch etwa 30 Mitglieder“, erzählt die aktuelle Vorsitzende der Gruppe, Bea Overmann. Gleichzeitig habe sich die Liturgie geändert, so Kerkemeier. „Die neue Kirche in Heiden war eine Vorzeigegemeinde, in der sich die Gemeinde um den Altar herum versammelte. Es wurde kein Latein mehr gesprochen. Das Liedgut wechselte. Dann schwappten auch neue Lieder aus Amerika herüber“, berichtet der Chorleiter.

Einmal im Monat habe es die Spirituals und Gospels in den Jugendgottesdiensten gegeben, „und ich spielte auch mal Gitarre. Die Gemeinde fand das super, Pfarrer Busche war nicht erfreut. Aber ich war ein Jungspunt, ich hatte Feuer“, sagte Kerkemeier und lacht.

Es war wohl auch seine mitreißende Art, die dem Chor wieder Zulauf brachte. Kerkemeier gründete zudem den Jugendchor Shalom und engagierte sich in der Mariengrundschulschule, wo er mit 80 Kindern ein Musical einstudierte. Bea Overbeck erinnerte sich: „Da war ein Junge aus meiner Klasse, der konnte gar nicht singen, der sollte eine Hauptrolle bekommen. Dann hat er ein paar mal mit Gerd Kerkemeier geprobt und hat nachher gesungen wie ein Engel. Der Mutter des Jungen liefen die Tränen bei der Aufführung.“

Der Chor habe eine Leistungsfähigkeit erreicht, die bemerkenswert sei, sagt Kerkemeier rückblickend. „Wir haben Sachen vollbracht, das können normalerweise nur Profis“, lobte er. Seit 1977 habe es alle fünf Jahre ein größeres Konzert gegeben. „Es war das Verdienst Kerkemeiers, uns immer wieder zu motivieren“, sagte das Chormitglied Franz-Josef Schmelting. Das vergangene halbe Jahr sei für den Chor schwierig gewesen. Erst das Proben-Verbot von März bis September, dann konnte das Jubiläum nicht wie geplant gefeiert werden. Auch die Abschiedsfeier für den Dirigenten kann nicht wie geplant stattfinden. Aber er geht ja auch nicht so ganz. „Er probt mit uns weiter einmal im Monat für das große Konzert im September 2022 zu seinem 50-jährigen Jubiläum. Wir haben uns mit dem Wechsel sehr schwer getan. Aber Gerd Kerkermeier bleibt uns als Mitglied erhalten. Er wird unter der neuen Leitung als Tenor singen“, kündigte Overmann an. In Gedanken ist er schon bei Weihnachten. „Eine weitere Pause bei den Proben wäre eine Katastrophe für das Fest“, sagt er. Der neue Chorleiter Michael Hartel ist seit Anfang April 2020 als Kantor und Organist in der Pfarrgemeinde Heiden tätig. Er wird ab November in große Fußstapfen treten.

Borkener Zeitung, 27. Oktober 2020

Nach 48 Jahren gibt Gerd Kerkemeier die Leitung des Pfarrcäcilienchors ab. Foto: Middeke